Was kostet die Umwelt ein Elektroauto? Teil 1
Schon zu oft wurde mit Schlagzeilen die Elektromobilindustrie in Frage gestellt. Auch verschiedene Studien wollten beweisen sie sei umweltschädlicher als die konventionelle Autoindustrie. Was klar ist, es wurde mehr spekuliert als Fakten aufgezählt. Dieser Bericht soll Klarheit über den heutigen Stand bringen.
Die Batterie #
Um mit diesem kontroversen Thema zu beginnen fange ich am besten bei dem Akku eines Elektrofahrzeugs an. Ganz kurz zum Aufbau eines Akkus: Dieser besteht aus einer Kathode, Anode und einem Elektrolyten. Bei einem Elektrofahrzeug handelt es sich um einen lithiumbasierten Akku. Hier besteht der Minus Pol also die Kathode meist aus Grafit. Die Anode ist die positive Elektrode und besteht aus Kobalt. Der letzte Teil ist der Elektrolyt aus Lithium. Der Elektrolyt ist nicht mit einem anderen Material ersetzbar oder bisher noch nicht. Nehmen wir die einzelnen Materialien auseinander.
Kathode - Graphit #
Produktionsländer #
China dominiert den Weltmarkt von Graphit mit einem Anteil von 68%. Ein zunehmend wichtiges Material, da man von einem Wachstum von Elektrofahrzeugen ausgeht.
Herstellung #
Viele Graphit Minen wurden stillgelegt und das Graphit hat an Wert verloren. Durch die Elektroauto Branche stieg die Nachfrage enorm. Wie zum Beispiel die Kropfmühl AG in Niederbayern. Wie der Bayrischer Rundfunk berichtet, wurde sie am 21. Juni 2012 wieder geöffnet.
Gesundheitsrisiko #
Aus dem Datenblatt von Carl Roth ist zu entnehmen, dass Graphit als nicht toxisch einzustufen ist. Staubpartikel sind gefährlich für die Lungen, wie jeder Fremdkörper der in die Lunge gelangt.
Anode - Kobalt #
Produktionsländer #
Herstellung #
Die Herstellung ist verrufen, da 64% des Kobalts aus dem Kongo stammt und unter sehr schlechten Bedingungen abgebaut. Kinderarbeit in den Minen und bereits mehrere tödliche Unfälle wurden bestätigt. CBS war live vor Ort und bestätigte, dass über 10‘000 etwa 10 Jährige Kinder ohne Sicherheitsvorkehrungen arbeiteten. In den Minen wird es abgebaut und in Flüssen sauber gewaschen. Danach wird es in verschiedenen Seidensäcken, meist von Hand oder mit provisorischen Fortbewegungsmittel transportiert. Die Säcke werden nicht angeschrieben und Kobalt ist nicht das einzige Produkt, welches aus den Minen abgebaut wird. So ist eine Verfolgung sehr schwer nachzuvollziehen. Die Reporterin, Debora Patta und ihr Team vom Nachrichten Sender CBS filmte die Szene vor Ort und befragte einen chinesischen Käufer, an welche Firma das Kobalt geliefert werde. Dieser jedoch antwortete nur, das Kobalt sei rein. Einheimische erzählten ihr von einer chinesischen Firma Namens Congo Dong Fang Mining kurz CDM. CDM gehört Huayou, laut offizieller Aussage hat Huayou seit 2017 nichts mehr mit diesem Markt zu tun. Aber nicht nur Huayou sondern, alle Firmen die Akkus benötigen, beziehen das Kobalt größtenteils von diesem Markt. Betroffene Firmen geben die Probleme zu sagen aber, sie bräuchten Unterstützer um verantwortungsvolle Beschaffungsrechtlinien einzuführen. Der Wohltätigkeitsverein Good Shepard Project hilft vor Ort, um Kinder von den Minen abzubringen und die Möglichkeit auf Bildung gewährt. Nachdem es öffentlich wurde, dass, Congo Don Fang Kinderarbeit in der Kobalt Beschaffung miteinschließt, spendete CDM US$71‘000. Der Betrag ist jedoch kläglich wenn man berücksichtigt, dass die Firma alleine mit dem Markt dort, einen jährlichen Umsatz von über 100 Millionen US Dollar erzielt.
Sammelklage an Apple, Alphabet, Google, Dell, Microsoft and Tesla #
“Apple, Alphabet, Dell, Microsoft and Tesla, which are aiding and abetting extreme abuse of children mining cobalt in DRC, must provide support to the mining families that have suffered serious injuries and require their suppliers Glencore and Huayou Cobalt”
- Iradvocates
Die Menschenrechtsorganisation "International rights advocates" nahm Kontakt auf zu betroffenen Minenarbeitern und deren Familien. Am 15.12.2019 reichte die Vereinigung Beschwerde ein. In 79 Seiten fassen sie Unfälle, darunter tödliche zusammen, zeigen rechtwidrige Arbeitsbedingungen auf und wie die angeklagten Firmen diese Umstände unterstützen und Verantwortung übernehmen sollen.
Auch Glencore steht in Anklage, da in dessen Minen auch Kinderarbeit stattfinden soll. Glencore verkauft sein Kobalt an Umicore, einem belgischen Unternehmen, dieses beliefert wiederum Apple, Google, Tesla, Microsoft und Dell mit Kobalt.
Die Anklage behauptet, dass Apple, Microsoft und Dell direkte Unterstütze von Huayou seien in, dessen Minen ebenfalls Kinderarbeit betrieben wird.
Die Familien, die in den Minen arbeiten, sagten sie verdienen 2$ pro Tag mit ihrer Arbeit.
Die Reaktion #
“China’s top cobalt producer halts buying from Congo miners”
Bereits zeigen sich Reaktionen wenn auch wenige. Laut „international rights advocates“ hat Chinas größter Kobalt Produzent den Einkauf von den Minen im Kongo gestoppt.
Auch Tesla meldete sich, Sie sind seit 2018 auf der Suche nach einer effektiveren und nachhaltigeren Lösung für den Akku. Anfangs 2020 wurde bekannt, dass Tesla gemeinsam mit dem chinesischen Batteriehersteller CATL eine Möglichkeit sucht, die Produktion von Lithium-Eisenphosphat-Batterien zu ermöglichen. Über das Konfliktmaterial Kobalt äusserte sich die Firma im Impact Report.
„Teslas Zulieferer müssen alle zumutbaren Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass an Tesla gelieferte Teile und Produkte „konfliktfrei“ in Bezug auf die Demokratische Republik Kongo sind. Das bedeutet, dass solche Konfliktrohstoffe keine bewaffneten Gruppen in der Demokratischen Republik Kongo begünstigen dürfen. Konfliktfrei bedeutet hier, dass solche Teile und Lieferungen keine Metalle enthalten, die aus „Konfliktrohstoffen“ hergestellt wurden. Diese werden wie folgt definiert:
- Columbo-Tantalit (Tantal)
- Kassiterit (Zinnstein)
- Gold
- Wolfram
- jegliche Derivate der genannten Rohstoffe.
- Tesla
Die Meinung von Amnesty #
„Time to Recharge untersucht die Fortschritte, die Huayou Cobalt und 28 weitere Unternehmen gemacht haben, seit sie mit dem Vorwurf der Kinderarbeit im Januar 2016 konfrontiert wurden. Dabei zeigt sich: Keines der Unternehmen unternimmt angemessene Schritte, um internationale Standards tatsächlich zu befolgen. Und das, obwohl alle 29 Unternehmen über die Menschenrechtsrisiken und die Missbrauchsfälle informiert wurden.
Deshalb hat Amnesty International in der Schweiz gemeinsam mit 70 weiteren Organisationen die Konzernverantwortungsinitiative lanciert. Ziel dieser Initiative ist es, verbindliche Regeln für Konzerne zum Schutz von Mensch und Umwelt zu schaffen – auch bei Auslandstätigkeiten. Die Sorgfaltsprüfungspflicht ist ein zentrales Element, um im wirtschaftlichen Wettbewerb auch mehr Fairness zu schaffen. Denn ein grosser Teil der Schweizer Unternehmen handelt schon heute vorbildlich und soll gegenüber skrupello-sen Konkurrenten nicht länger benachteiligt bleiben.
Liste der angefragten Firmen:
Ahong, Apple, BYD, Daimler, Dell, HP, Huawei, Inventec, Lenovo, LG, Microsoft, Samsung, Sony, Voda-fone, Volkswagen und ZTE.“
Gesundheitsrisiko #
Gemäß Carl Roth sind folgende Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten unter den entsprechenden Umstände.
Es ist immer einen Hautschutz zu verwenden wie auch ein Augen- oder Gesichtsschutz. Erholungsphasen zur Regeneration der Haut sind einzulegen. Bei Staubentwicklung ist ein Partikelfiltergerät vorgeschrieben, dessen Filter mindestens 99.95% der Partikel absorviert.
Das Einatmen oder der Hautkontakt kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, Krebs erzeugen und vermutlich genetische Defekte verursachen. Beim Einatmen können Atembeschwerden bis Atemnot eintreffen. Es wirkt aggressiv auf Niere, Herz, die Bauchspeicheldrüse und führt zu Blutdruckabfall.
Ist sehr giftig für Wasserorganismen.
„So schädigt das Einatmen hoher Konzentrationen die Lunge, Asthma und Lungenentzündungen können eintreten. Zur gefährdeten Personengruppe zählen vor allem Arbeiter, die mit Kobalt hantieren müssen."
Pflanzen, die auf mit Kobalt kontaminierten Böden wachsen, reichern es in kleinen Partikeln an- Haupt-sächlich in den Teilen, die gegessen werden, wie in Früchten und Samen. Stark kontaminiert sind meist Böden in der Nähe von Bergbau- und Schmelzwerken.
Elektrolyt - Lithium #
Bisher ist der Elektrolyt Lithium nicht ersetzbar für einen Akku, also wird die ganze Elektrofahrzeugbranche abhänging von diesem Rohstoff sein.
Produktionsländer #
Hier wird unterteilt in Sole oder Festgestein des Lithium Vorkommens. Das sogenannte Länderdreieck Bolivien, Argentinien und Chile handelt mit dem Sole Vorkommen ihrer Salzseen und macht 70% der weltweiten Solevorkommen aus. Danach folgen die USA. Wenn es um den Abbau von Festgestein geht, dann sind die Länder Australien, China, Brasilien, Portugal und Zimbabwe die Vorreiter. Die Produktion, Handel und Vorkommen fallen hier sehr unterschiedlich aus, deshalb habe ich in Produktion und das Vorkommen unterteilt. Die grössten Händler von Lithium sind eindeutig China und die USA. Produktion und Vorkommen habe ich in den folgenden Diagrammen aufgelistet.
Herstellung #
Die Sole wird in zirka 200 bis 400 Meter Tiefe unter den Salzseen Boliviens, Argentiniens und Chile aufgefunden, wobei sich das Festgestein in Minen befindet. In Salzseen wird es wie folgt abgebaut:
„Für die Erzeugung von Lithium wird das stark mineralhaltige Grundwasser (die Salzlake) zum gezielten Verdunsten in riesige künstlich angelegte Becken gepumpt. Durch zahlreiche Verdunstungsschritte ist es möglich, die benötigte Konzentration an Lithium zu erreichen, um Lithium-Karbonat zu erzeugen, welches weiterverarbeitet wird. Neben Lithium kann auch Kaliumchlorid mit diesem Verfahren gewonnen werden. Je nach Abbaugebiet ist das Haupterzeugnis Lithium und das Nebenprodukt Kalium oder umgekehrt.“
Dies hat keine grosse Auswirkung auf die Umwelt, wobei der Abbau als Festgestein grosse Ausgrabungstätte erfordert. Wie im norden Portugals, im Dorf Covas wo eine bekannte Grünfläche die "Hinter den Bergen" benannt ist, zum Steinbruch wurde. Dies führte zum Aufruhr der Bevölkerung, jedoch sieht der Energiestaatssekräter João Galamba die Zukunft dieser Ressource. Wie das Magazin Deutschlandfunkkultur bekannt gab.
„Es geht um rund 300 Arbeitsplätze im Bergwerk und viele im weiterverarbeitenden Bereich. Unser Lithium-Plan ist ein wichtiger Impuls für die Industrie und schafft Arbeitsplätze in infrastrukturschwachen, abgelegenen Regionen. Wenn das umweltverträglich geschieht und die Lebensqualität in den benachteiligten Regionen entscheidend verbessert, ist das ein wichtiger Beitrag zur Regionalentwicklung.“
-João Galamba
Der Salzsee Boliviens, Salar de Uyuni, ist der grösste der Welt. Als Chemiker herausfanden, dass sich in diesem Salzsee mehr als nur Kochsalz verbirgt, versuchte Evo Morales die Lithiumgewinnung aus eigener Kraft zu stemmen. Viele internationale Firmen boten der Regierung Handelsverträge an, wie in Argentinien und Chile, wo der Abbau bereits floriert.
Laut dem NZZ lud Evo Morales 8 internationale Konsorten ein.
"Was er unter allen Umständen verhindern wollte, war ein Vertrag mit einem ausländischen Unternehmen, das lediglich am Verkauf des Rohstoffs interessiert wäre."
-NZZ
2018 handelte Bolivien einen Vertrag mit der deutschen Firma ACI Systems aus, wobei es sich um ein Joint Venture Projekt zwischen Staat- und Privatem Unternehmen handelt. Bolivien besitzt 51% Anteil am Unternehmen und ist somit der Besitzer der Firma. Im Jahr 2022 sollen über 40‘000 zusätzliche Tonnen Lithium aus dem See gewonnen werden.
2020 jedoch gab es mehrere Demonstrationen der Zivilbevölkerung gegen den Abbau. Die Demonstranten haben ihre Position klar ausgesprochen. Sie wollen keine Internationalen Firmen die die Bodenschätze Boliviens ausrauben. Die Regierung annullierte das Abkommen mit ACI Systems. Eine offizielle Begründung wurde nicht bekannt gegeben. Ob es eine Verbindung zwischen den Demonstrationen und dem Entscheid Evo’s gibt, ist nicht bekannt.
Gesundheitsrisiko #
Gemäß Carl Roth sind folgende Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten unter den entsprechenden Umständen:
Auch hier ist ein Hautschutz sowie Augenschutz zu verwenden und bei Staubpartikeln wird ein Partikelschutz von mindestens. 94% benötigt. Bei Augenkontakt ist mit starken Augenreizungen zu rechnen. Sonst gibt es keine spezifischen Angaben über die Toxizität.
*Alle Diagramme wurden mit den Daten von https://www.usgs.gov/ und https://www.deutsche-rohstoffagentur.de zusammen getragen und selbst erstellt.