Qualität des Journalismus.
Laut einer Untersuchung des Vereins Medienqualität Schweiz sinkt die Qualität der Berichterstattung stetig. Wieso?
Wie wird die Qualität gemessen? #
Die Qualität definiert sich aus verschieden Aspekten. Zu einem die Prüfung der Quellen, die Ergründung von Zusammenhängen, Themenvielfalt und politisch wertvollen Inhalten. Als oberstes Gesetz gilt die unparteiische Berichterstattung und die Ausführlichkeit eines Berichtes. Studien und Fakten sowie die Befragung von Fachleuten oder von Zeugen eines Ereignisses zählen zu diesen Faktoren. Eine klare und für die Allgemeinheit verständliche Übermittlung ist ebenfalls sehr wichtig. Damit sich das Potenzial eines Journalisten richtig entfalten kann, ist die Pressefreiheit die Grundvoraussetzung jener Qualität.
Medienqualität Schweiz #
Laut Experten lässt die Qualität der Medienberichte in der Schweiz nach. In einer Studie wurde bewertet wie oft und wie viel über politisch relevante Themen berichtet wurde und Artikel die, die Zusammenhänge eines Ereignisses erklärten. 50 Zeitungen wurden untersucht, davon wurde bei 15 Zeitungen ein qualitativer Verlust der Berichterstattung gemessen. Mehr zu den Bewertungskriterien sind auf der Seite Medienqualität Schweiz zu finden. Eine klare Stellung nimmt Medienwissenschaftler Marc Eisenegger. Der Studienautor vom Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft kurz foeg, berichtet dem SRF:
«Das Grundproblem der Ressourcen ist nicht gelöst. Es gibt kein Geschäftsmodell, das trägt. Gleichzeitig gibt es große Widerstände gegen das Mittel, das am ersten helfen würde: die direkte Medienförderung.»
-Marc Eisenegger
Dies betrifft die privaten Medienhäuser am meisten. Die Ressourcen reichen nicht, die Zeitungen haben nicht genügend Einnahmen und so rückt die Quantität immer mehr vor die Qualität. Ein grosses Problem ist, dass noch kein Geschäftsmodell gefunden wurde, das im Online-Journalismus genügend Einnahmen bringt.
Das hat zu bedeuten, dass bald eine andere Lösung gefunden werden muss um die Qualität zu garantieren. Deshalb wurde die Studie gemacht, um genau darauf hinzuweisen. Der beste Vergleich der Studie lässt sich diesem Bild entnehmen. Zur einen Seite wurde die Wahrnehmung der Bevölkerung in einer Umfrage erfasst und verglichen mit ihren eigenen Bewertungskriterien.

(Bild: Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft)
Fehlendes Interesse #
Das Foeg der Universität Zürich veröffentlichte eine Studie bezüglich dem Interesse gegenüber News an der Bevölkerung. Es ist bereits die Rede von «News-Deprivierter» mit diesen Begriff wird der Teil der Bevölkerung bezeichnet, welcher hauptsächlich an der digitalen Medienwelt interessiert sind.
„Dieser Mangel an News wird durch den Begriff der „Deprivation“ als sozial und gesellschaftspolitisch bedenklicher Zustand erfasst. Die charakteristische Unterversorgung mit News geht wohl einher mit einer verminderten Kompetenz, News angemessen zu verarbeiten und in Abwägung unterschiedlicher Interpretationsangebote eine eigene Meinung auszubilden.“
-Foeg
Das bedeutet «News-Deprivierte» haben fast kein, bis gar kein Interesse an News und informieren sich durch Social Media, Youtube oder andere Medien. Diese Definition trifft mit einem Anteil von 32% auf die Schweizer Bevölkerung zu. Hauptsächlich betroffen sind 16 bis 29 jährige. Zwischen 2009 und 2017 gab es einen Anstieg von 11%.

(Bild: Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft)
Auch dies könnte ein Grund sein, weshalb private Medienhäuser wenig Einnahmen machen. Ein grosser Teil der Bevölkerung konsumiert keine Printmedien mehr und das Online Angebot der Zeitungen ist derzeit nicht attraktiv. Zudem wird erwartet, dass sich der Anteil an Deprivierten über Generationen erhöhen wird. Ein weiteres Problem ist, dass die Qualität der Berichte das allgemeine Interesse auch nicht erhöhen wird.
Das fehlende Interesse kann verschiedene Gründe haben. Zu einem die fehlenden Ressourcen, das Geschäftsmodell für Onlinenews. Jedoch kann auch die Informationsflut durch digitale Medien wie Social Media, Youtube und Co. müde machen auf noch mehr Informationen.
„Der durchschnittliche Konsument teilt kaum die Ansicht, es herrsche auf dem Medienmarkt ein Mangel an Ressourcen. Vielmehr nimmt er ein Überangebot wahr, das Gefühle der Überforderung weckt und damit eine Abwehrhaltung fördert. Zudem: Je schneller die Informationsapparate rattern, desto langsamer erscheinen die Fortschritte, die bei der Lösung politischer Fragen erzielt werden. Medienwirklichkeit und politische Realität klaffen auseinander. Auch diese Erfahrung mag dazu verleiten, sich von den Nachrichten zu distanzieren. Wenn es wichtig ist, so wird sich mancher sagen, werde ich es gewiss erfahren.“
-NZZ
Digitale Medien #
Die Internationale Nachrichtenagentur Reuters, machte eine weltweite Studie über den Konsum von digitalen Medien. Zusammen mit dem Foeg wurden in der Schweiz Daten gesammelt und ausgewertet. In der Schweiz liegt die Bereitschaft für Onlinezeitungen zu zahlen bei zirka 13%. Jedoch zeigt sich weltweit das sich dieses Interesse positiv entwickelt. Die gesammelten Daten wurden zwischen Online- oder Print-, Radio-, Fernsehnews unterteilt. Die gratis Onlinezeitungen haben offensichtlich die meisten Konsumenten. Die meisten Schweizer beziehen ihre Informationen laut der Medienqualität Schweiz von den Zeitungen mit der schlechtesten Berichterstattung.

(Bild:Reuters)

(Bild:Reuters)
Pressefreiheit #
Eine unabhängige und ausführliche Berichterstattung ist nur dann möglich wenn die Pressefreiheit gewährleistet ist.
Die Reporter ohne Grenzen berichteten 2018 von 157 inhaftierten und 57 getöteten Journalisten, die sich regierungskritisch äusserten. Stand heute sind 16 Getötete und 239 Journalisten in Haft. Die drei Länder mit den meisten Verhaftungen sind China mit 69, dann 29 in Ägypten und 22 in den Türkei.
Reporter ohne Grenzen #
Nach der Rangliste litt die Pressefreiheit in Europa.
Die Pressefreiheit in Europa ist aber vergleichsweise immer noch sicher. Von den ersten 19 Plätzen sind 13 mit europäischen Ländern belegt. Ungarn ist von den europäischen Ländern am tiefsten bewertet und ist auf dem 111. Platz platziert. Man geht davon aus, das Ungarn durch EU-Gelder Regierungsloyale Berichterstattung gekauft habe.
Methodik #
Ihre Bewertungsmethode besteht aus 71 qualitativen Fragen, die in sechs Kategorien unterteilt werden:
- Medienvielfalt
- Unabhängigkeit der Medien
- journalistisches Arbeitsumfeld und Selbstzensur
- rechtliche Rahmenbedingungen,
- institutionelle Transparenz sowie
- Produktionsinfrastruktur.
Und eine quantitative Kategorie die Gewalttaten, Inhaftierungen oder Mord eines Journalisten miteinbezieht.
Für jede der 7 Kategorien wird eine Punktzahl von optimal 0 bis schlecht möglichst 100 benotet. Durch die siebte Kategorie werden Übergriffe miteinbezogen, wenn ein Land zum Beispiel Massnahmen ergreift, Gesetze ändert und so gewaltfrei die Freiheit eines Journalisten einschränkt.
Die erste Tabelle zeigt die ersten 19 und die zweite, die letzten 10 und das letzte Bild gibt eine klare Übersicht der Pressefreiheit weltweit.

(Bild:Reporter ohne Grenzen)

(Bild:Reporter ohne Grenzen)

(Bild:Reporter ohne Grenzen)
Mord an Daphne Caruana Galizia #

(Bild: Guglielmo Mangiapane / Reuters)
In Malta wurde am 16. Oktober 2017 die Journalistin Daphne Caruana Galizia durch eine Autobombe ermordet, die maltesische Regierung startete die Ermittlung letztes Jahr. Sie schrieb über die Korruption zwischen Unternehmen und Politik in Malta und über den Skandal der Panama Papers. Maltas Tourismusminister Konrad Mizzi und Keith Schembri, Stabschef des Ministerpräsidenten stehen unter Verdacht. Caruana enthüllte das Mizzi und Schembri eine Briefkastenfirma in Panama unterhielten. 2019 gaben beide ihren Rücktritt bekannt. Drei Männer wurden bereits festgenommen und angeklagt, die Autobombe platziert zu haben. Der oder die Auftraggeber wurden noch nicht gefunden, der Hauptverdächtige ist der Unternehmer Yorden Fenech, CEO der Tumas Group und gleichzeitig der reichste Mann der Insel. Dieser wurde, nachdem er die Leitung als CEO abgegeben hatte, am 20. November 2019 auf seiner Yacht gefunden und festgenommen.
Die Investigativ Journalistin gab an, dass die Frau des Premierminister Joseph Muscat eine Briefkastenfirma namens Egrant in Panama besitze. Er veranlasste darauf eine Untersuchung, welche die Anschuldigung zurückweisen sollte. Der Bericht wurde von Muscat’s Anwalt geschrieben und im Moment ist nur die Hälfte des Untersuchungsberichts veröffentlicht worden.
>„Es fiel auch auf, dass die Angeklagten im Gefängnis über sehr gute Anwälte verfügten, die sie keinesfalls mit ihrem eigenen Geld bezahlen konnten.“
-NZZ
Es wird ein immer grösser werdendes Netz aufgedeckt.
Die Süddeutsche berichtete am 15. Juni: «Ein Geschäftsfreund des Hauptangeklagten Yorgen Fenech, der als mutmaßlicher Drahtzieher des Attentats gilt, hatte demnach bei einer neun Stunden dauernden Anhörung am Montag ausgesagt, Ex-Polizeichef Cutajar habe dem Mittelsmann Melvin Theuma Informationen zu Ermittlungen gegen ihn gegeben.“
Dieser Mordfall löste in Malta grosse Empörung aus. Er zeigt auf wie tief die Korruption zwischen Politik, Justiz und Unternehmen liegt und sich die Gewaltenteilung wieder klar definieren muss. Ob der Rücktritt von Schembri, Mizzi und dem Premierminister Joseph Muscat etwas ändert, wird sich noch zeigen.